Vereinsvorsitzender Peter Kondel über historischen Kampfsport

Peter Kondel (59) , Erzmeister (1. Vorsitzender), Bruderschaft der freyen Leut e.V., Mitglied BTFB, BSB, LSB;  Autor „Die kleine Fechtfibel“, Fechtlehrer, Fitnesstrainer, Schauspieler

Peter Kondel äußert sich in BewegtBerlin, Ausgabe 1-2025, zum Thema Freizeitsport, speziell zum Historischen Kampfsport. 

1965 in Spandau geboren, waren meine Hobbys schon in meiner Jugend sehr sportorientiert. So erlernte ich neben Sportschießen, Kugelstoßen und Speerwurf verschiedene Kampfkünste kennen wie z.B. Judo und traditionelles Kung Fu, und so war es nur ein kleiner Schritt zum mittelalterlichen Schwertkampf. Meine Fechtlaufbahn begann vor ca. 40 Jahren im Fechten mit dem langen Schwert. Nach einem Exkurs im Reenactment combat fighting begann ich mich schon früh mit dem historischen Fechten und den alten Meistern auseinanderzusetzen. Mein Interesse für das lange Schwert wurde schon bald zur Leidenschaft und so schrieb ich meine Interpretation der alten Meister in Kombination mit meinen Erfahrungen in einem Lehrbuch für den Einstieg in das historische Fechten nieder: „Die kleine Fechtfibel“.
Mein Weg führte mich schließlich zur Bruderschaft der freyen Leut e.V., wo ich als Fechtlehrer im wöchentlichen Training den Kampf mit dem Langschwert unterrichte und auch mit Leidenschaft Brauchtumspflege betreibe.

Freizeitsport ist bei uns, entsprechend unserem Vereinszweck, das „Erlernen“ und Praktizieren des historischen Kampfsports (HEMA), hier insbesondere das historische Fechten nach den Lehren Johannes Liechtenauers. Das Kürzel HEMA steht für Historical European Martial Arts, also historische europäische Kampfkünste.

Freizeitsport ist für mich eine sportliche Aktivität, die in erster Linie einerseits den Ausgleich von Bewegungsmangel, andererseits körperliche Fitness und Spaß am Sport als Ziel haben.

Historischer Kampfsport oder auch Historical European Martial Arts (HEMA) bezieht sich auf mittelalterliche Kampftechniken, die in einem militärischen, zivilen oder sportlichen Kontext genutzt wurden. Da die Traditionen der historischen Kampfkünste irgendwann abgerissen sind, es also keine lebenden „Meister“ mehr gibt bzw. gab, sind wir auf andere Quellen angewiesen, um die praktizierten Techniken zu rekonstruieren. Seit dem späten Mittelalter haben sich sogenannte „Fechtbücher“ erhalten, in denen einzelne Kampfsysteme in Text, Bild oder beidem dargestellt werden. Der Begriff „fechten“ ist dabei in seiner ursprünglichen Bedeutung von „kämpfen“ zu verstehen, bezieht sich also nicht nur auf den Zweikampf mit Klingenwaffen, sondern auch z.B. auf den waffenlosen Kampf.
Das bislang älteste erhaltene Beispiel, das Manuskript I.33 der Royal Armouries in Leeds, auch bekannt als „Tower-Fechtbuch“, ist zu Beginn des 14. Jahrhunderts in Deutschland entstanden und beschreibt in Bildern und lateinischem Text den Umgang mit einhändigem Schwert und dem Buckler, einem kleinen Schild. Zu den bekanntesten Quellen mittelalterlicher Kampfkünste zählen heute die in verschiedenen Überlieferungssträngen erhaltenen Lehren Meister Johannes Liechtenauers sowie die Werke des professionellen Lohnkämpfers und Fechtmeisters Hans Talhoffer aus dem 14. Jahrhundert. Wir konzentrieren uns hauptsächlich auf die Lehren Johannes Liechtenauers und den Kampf mit dem langen Schwert sowie dem waffenlosen Kampf.

Unser Training findet regelmäßig einmal pro Woche statt. Wir veranstalten auch regelmäßig Wettkämpfe und Turniere, wie das Erzmeisterturnier, Gebiets- und Vereinsmeisterschaften.

Die Bruderschaft der freyen Leut e.V. ist ein Verein für Brauchtumspflege und historischen Kampfsport. Um sich der möglichst authentischen Darstellung des Mittelalters annähern zu können, studieren und praktizieren wir die entsprechenden Kampfkünste als Bestandteil dieser Bestrebungen.

Historischer Kampfsport ist ein wichtiger Teil der Brauchtumspflege und wird daher von uns auch entsprechend gefördert.

Ab dem vollendeten 18. Lebensjahr kann man bei uns Mitglied werden. Eine weitere Altersbeschränkung gibt es nicht. Dementsprechend werden unsere Angebote von allen Altersklassen genutzt – ob mit sportlichen „Wettkampf“-Ambitionen ab dem 18. Lebensjahr oder als Unterstützung im Alter mit über 70 Jahren.

Sport steht seit je her für Bewegung und Gesundheit. Regelmäßiger Sport kann bei vielen der heutigen Volkskrankheiten wie Depressionen, Stress, Herz- und Kreislauferkrankungen, Gelenkschmerzen oder auch Krampfadern helfen. Ebenso, wenn man mit dem Rauchen aufhören will, kann Sport eine gute Ablenkung sein, die im Kampf gegen den Glimmstängel helfen kann.
Der Vorteil der wöchentlichen Treffen: Man kommt aus seiner Komfortzone heraus, bewegt sich und ist aktiv. In der Gemeinschaft ist das viel leichter zu bewältigen als allein.

Vereinsmitglied bei uns zu sein bedeutet:
• Du erhältst durch den Verein Zugang zur Mediävistik
• Du erhältst als aktives Mitglied die Möglichkeit, im Verein Sport zu treiben
• Du erhältst die Möglichkeit, Schwertkampf nach Liechtenauer zu lernen
• Du erhältst die Möglichkeit, an Turnieren teilzunehmen
• Du erhältst die Möglichkeit, an diversen Workshops teilzunehmen
• Du erhältst die Möglichkeit, Brauchtumspflege zu betreiben
• Du erhältst die Möglichkeit, dein Sozialleben zu erweitern
• Du erhältst die Möglichkeit, Neues zu erleben
• Du erhältst die Möglichkeit auf persönliche Weiterentwicklung
• Du erhältst einen Mitgliederrabatt von 30 % auf „Die kleine Fechtfibel“
• Du verbringst Deine Freizeit mit Gleichgesinnten
• Du kannst im Verein neue Menschen kennenlernen und neue Freundschaften schließen
• Du erhältst vom Verein Unterstützung und Hilfe bei allen Belangen rund um den Vereinszweck
• Du bist einfach WICHTIG für den Verein

Historischer Kampfsport
• hält fit
• fördert die Gesundheit
• steigert die Ausdauer
• steigert die Hand-Augen-Koordination
• steigert die Beweglichkeit
• steigert Schnelligkeit
• steigert das Wohlbefinden
• steigert die Konzentration
• steigert den Teamgeist
• steigert die Kraft
• fördert Persönlichkeitswerte
• macht Spaß

Mitglieder, die Fragen zu unseren Angeboten haben oder bei uns
Freizeitsport betreiben wollen, nehmen am besten Kontakt per E-Mail auf und schildern einfach das „Anliegen“ wie „…, daher würde ich gern beim Fitness-Training der Bruderschaft mitmachen.“ E-Mail: bruderschaft.der.freyen.leut.e.v@gmail.com

Wir versuchen immer, auf alle Anfragen nach entsprechenden Angeboten angemessen zu reagieren. Um einem erhöhten Trainerbedarf gerecht zu werden, bemühen wir uns, unsere „alten und neuen“ Trainer entsprechend auszubilden bzw. ausbilden zu lassen. Das größte Problem stellt in der Regel die Beschaffung von geeigneten Trainingsmaterialien dar.

Wir arbeiten daran, auch traditionelles Bogenschießen in unser Angebot aufzunehmen. Der Anfang – eine Zielscheibe aus Stroh sowie Bogen und Pfeile – ist gemacht. Allerdings fehlen noch die entsprechenden Sicherungen (Pfeilfangnetz) und auch ein fester Trainingsort ist hierfür wünschenswert.

Als eine der Voraussetzungen für unsere Übungsleiterinnen und Übungsleiter ist eine Ausbildung bei einem anerkannten Träger, wie z.B. der Academy of Sports, zum Fitnesstrainer (C-Lizenz) erforderlich. Für interessierte Mitglieder bieten wir auch eine hierauf aufbauende Ausbildung zum „Fechtlehrer der Bruderschaft“ an. Welche weiteren Aus- und Fortbildungen ebenfalls noch für uns relevant sind, wird noch eruiert.

Damit Vereine eine Möglichkeit erhalten, ein Vereinsheim zu bekommen, sollte eine „Nutzungs-Angebotsliste“ (zur Verfügungstellung, für den Kauf, zur Miete) von Vereinsheimen erstellt bzw. eingerichtet werden, da ein Verein ohne Vereinsheim eher uninteressant bleibt. Man könnte auch Infomaterial der Vereine über die Tagespost, an die im Einzugsgebiet der jeweiligen Vereine wohnenden Menschen versenden, so dass diese „leichter“ erfahren können, welche Vereine mit welchem Angebot in „ihrem Kiez“ zur Verfügung stehen. Auch Infostände, an entsprechenden Stellen, können hilfreich sein.

Unser Tipp für andere Vereine: Nehmt eure Mitglieder ernst, strebt stets nach Verbesserung und bleibt immer offen für Veränderungen.