Vereins-Präsident Christoph Bohne über den Trendsport „Titschern“
Christoph Bohne (40), Präsident des THC Franziskaner FC, Sozialpädagoge
Christoph Bohne äußert sich in BewegtBerlin, Ausgabe 1-2025, zum Thema Freizeitsport, speziell zum Trendsport-Angebot „Titschern“.
Wir bieten im Verein Fußball, Basketball und neuerdings auch „Titschern“ an. Alles bei uns ist Freizeitsport! Die Regelangebote, die wir haben, sind Freizeitsport mit sportdefiniertem Angebot. Wir bedenken im Verein aber auch immer den sozialen Aspekt des Sportes und bieten gemeinsame Aktivitäten wie Vereinsfahrten, Feiern, Meetings oder Workshops an.
Freizeitsport ist für mich ein Angebot, wo der Spaß am Sport im Focus steht, gar nicht zu sehr der Wettkampf oder das Finanzielle. Es ist ein freizeitliches Angebot – man will sich bewegen und in der Gruppe aktiv sein. In unserem Verein nimmt Freizeitsport einen hohen Stellenwert ein. Im Moment haben wir 250 Mitglieder – Erwachsene, Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 60 Jahren.
Bei uns heißt Freizeitsport aber auch Wettkampfsport. Wir haben acht Teams im Fußball mit Kleinfeld und Großfeld. Hier sind wir in Berlin auch sehr erfolgreich in verschiedenen Ligen unterwegs. Beim Basketball finden nur Freundschaftsspiele oder kleinere Turniere statt. Unsere Jugend ist in den Ligabetrieb integriert, am Wochenende finden bis zu 10 Spiele statt. Alles ist freiwilliger Freizeitsport – trotzdem mit einer gewissen Verpflichtung, weil man ja sonst mit der Mannschaft ohne regelmäßige Präsenz und Verbindlichkeit nicht planen kann.
Dass wir im Verein seit letztem Sommer auch „Titschern“ – also das Steinehüpfenlassen – anbieten, hat mit persönlichen Vorlieben einzelner Mitglieder zu tun. Was vorher im Privaten in Kreuzberg mit einer kleinen Gruppe am Urbanhafen begann, findet erfreulicherweise immer mehr Teilnehmer. Erst kamen fünf oder acht Mitspieler, jetzt sind wir bis zu 25 Leute. Wir wollen das Angebot, das sehr gut angenommen wird, erweitern und noch größer aufziehen. Wir haben den Bedarf gesehen und jetzt gibt es Regelmäßigkeiten. Alle ein bis zwei Monate am Wochenende trifft sich eine Gruppe. „Titscher“ aus unserem Verein, die das richtig gut beherrschen, zeigen die korrekte Technik, leiten die anderen an und zeigen, wie ein richtig guter Wurf gelingen kann. Ein gemeinsames Steinesammeln als Event machen wir auch. Dafür fahren wir auch schon mal extra an die Ostsee. Man kann ja nicht nur werfen.
Letzten Sommer haben wir sehr erfolgreich im Strandbad Wendenschloss in Köpenick die Deutsche Meisterschaft mit den „1. Berlin Titscher Masters“ ausgerichtet – mit über 80 Teilnehmern und begleitet von fast 500 Zuschauern. Unter den Steinewerfern waren Sportler aus Japan, Frankreich, Schottland, Spanien und der Schweiz. Der Deutsche Meister kommt vom THC und nimmt in diesem Jahr an der Weltmeisterschaft in Schottland teil.
Unsere Vereinsmitglieder erleben Freude und Spaß an der Bewegung bei sportlichen Aktivitäten, aber auch die Gruppenzugehörigkeit und das soziale Miteinander. Wir bieten eine Struktur mit Teams an, In den sie eine gewisse Grundhaltung und Werte vorfinden. Wir versuchen, Nachhaltigkeitsaspekte mitzudenken und unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden. Wir schaffen Vereinsstrukturen, in die sich die Mitglieder auch in die Vereinsarbeit einbringen können, zum Beispiel die Mitarbeit in Gremien, Feste/Events mitorganisieren oder Workshops anbieten. Jährlich findet bei uns in Kreuzberg im Sommer das Kiezfest am Wassertorplatz statt – das unterstützen wir als Verein und hier werden immer helfende Hände gebraucht.
Wir würden gern unsere Jugendabteilung im Fußball weiter ausbauen, denn hier ist die Nachfrage sehr groß. Hierfür brauchen wir Ehrenamtliche als Trainer, die selber spielen und dann nochmal Zeit fürs Training aufbringen. Leute, die hierauf Lust haben, sind schwer zu finden. Aber auch an die höheren Altersklassen müssen wir denken, weil unsere Mitglieder immer älter werden. Wir wollen mehr Teams für Ältere anbieten.
Ob wir vom Verein an Aus- und Fortbildungen vom BTFB teilnehmen? Wir sind erst seit Ende 2024 Mitglied im Verband und haben das bisher zeitlich noch nicht geschafft, haben das aber vor. Wir sind auch Mitglied beim LSB und haben schon viel in Sachen Digitalisierung und Nachhaltigkeit umgesetzt. Ich bin bei verschiedenen Netzwerkrunden mit dabei.
Der BTFB könnte uns bei regelmäßigen Trainingszeiten für das Titschern unterstützen, zum Beispiel den Zugang zu offenen Gewässern klären und ermöglichen. Natürlich muss dabei der Bootsverkehr beachtet werden. Ein exklusives Titscher-Zeitfenster wäre notwendig, da wir deutschlandweit die ersten und einzigen sind, die das Titschern organisiert anbieten. Auch, wenn wir das weiter ausbauen und Werbung machen wollen, um die Reichweite noch mehr zu erhöhen. Im Moment gehen wir spontan an geeignete Wasserstellen. Ein fester Ort wie zum Beispiel ein Strandbad könnte etwas feste Übungszeit für uns freischaufeln oder irgendwo eine Wasserstelle am Landwehrkanal – hier wird nicht gebadet. Langfristig wäre ein eigenes Wurf-Becken fürs Training das Beste, da könnten wir dann die Steine auch easy wieder raussammeln.
Unser Tipp für andere Vereine im BTFB? Wir haben gute Erfahrungen gemacht mit einem Strategieprozess, mit dem wir uns kürzlich zwei Tage lang beschäftigt haben. Damit haben wir dem Vereinsleben einen Rahmen gegeben, unsere Prozesse und Abläufe beschrieben und festgelegt, was wichtig ist und wer für was zuständig ist. Das macht unsere Arbeit transparent und nachvollziehbar. Allerdings standen dafür in unserem Verein Profis zur Seite, die sich in der Organisationsberatung auskennen. Das hat natürlich sehr geholfen.
Was ich noch anmerken möchte: Ein Vereinshaus zu haben, ist ganz wichtig für ein gutes Vereinsleben. Wir haben das Glück, dass uns der „Jodelkeller“ in der Adalbertstraße hierfür zur Verfügung steht. Eine Lokalität in Kreuzberg, eine traditionelle Kneipe, eine charmante Fußball-Kneipe – quasi das „Wohnzimmer“ unseres Vereins. Wunderbar geeignet für Vereinsveranstaltungen wie Mitgliederversammlungen, Geburtstage, Jubiläen und andere Feiern. „Vereinsleben“ heißt auch soziales Leben leben nach dem Sport mit Geselligkeit und Beisammensein. Das kann hier ganz unkompliziert stattfinden. Der „Jodelkeller“ ist eine GmbH – ich bin einer von den drei Inhabern…
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Foto: Daniel Hinz