Mehrkampf-Trainerinnen Brigitta Sandow und Janina Reisert zum Sportjahr 2024

Brigitta Sandow (58)

TK-Vorsitzende Mehrkämpfe und Gruppenwettkämpfe und Fachwartin Mehrkämpfe im BTFB; Trainerin Wettkampfriege Turnen und Mehrkämpfe (ab 5 Jahre) im TSV Berlin-Wittenau

Janina Reisert und Brigitta Sandow, Trainerinnen Mehrkampf, TSV Berlin-Wittenau

 Janina Reisert (41)

Trainerin Wettkampfriege Turnen und Mehrkämpfe im TSV Berlin-Wittenau, Mitglied im Fachausschuss Mehrkämpfe und K

ampfrichterinnen, Sportwartin der Turnabteilung des TSV Wittenau, Sportlehrerin

 Brigitta Sandow (im Foto rechts) und Janina Reisert äußern sich in BewegtBerlin, Ausgabe 6-2024, zum Jahresrückblick. 


Wie blicken Sie auf 2024 zurück, welche Erfolge haben Sie mit Ihren Schützlingen erreicht?

Brigitta Sandow (BS): 2024 war mein erfolgreichstes Jahr in meiner Trainerlaufbahn seit ca. 35 Jahren! Maya Mundt wird Deutsche Meisterin im Deutschen Sechskampf und Linda Krabbe Deutsche Vizemeisterin im Jahn-Sechskampf weiblich 12/13. Viele Berliner Meistertitel im Mehrkampf und im Gerätturnen erreichten unsere Turnerinnen im Alter von 10 bis 41 Jahren.

Janina Reisert (JR): Rückblickend auf das Jahr stechen sicherlich zunächst die Deutsche Meisterin im Deutschen Mehrkampf und die Vizemeisterin im Jahn-6-Kampf heraus. Aber wenn ich auf das gesamte Jahr schaue, kommen noch viele Berliner Meistertitel im Mehrkampf und auch im Gerätturnen und sehr gute und gute Platzierungen bei anderen Wettkämpfen dazu. Auch in der Berliner Turnliga haben wir fast alle Mannschaften im guten Mittelfeld platziert. Und fast noch wichtiger sind die kleinen und großen Erfolge im Training: Neu gelernte Teile, selbstbewusstere und motivierte Turnerinnen und eine gute Trainingsatmosphäre sind die Erfolge des Alltags, die mir viel bedeuten.


Was war ein besonderer (emotionaler) Moment? Gab es so etwas wie den schönsten Wettkampf?

BS: Der schönste Wettkampf in diesem Jahr – das waren die Deutschen Mehrkampfmeisterschaften in Pirmasens, wo es bis zur letzten Disziplin sehr spannend und aufregend war. Bei der Siegerehrung ganz oben auf dem Treppchen von Deutschland zu stehen, war sehr emotional für uns alle.

JR: Abgesehen von dem Event der Deutschen Meisterschaften mag ich unsere Vereinsmeisterschaften sehr. Gerade meine 5- bis 6-Jährigen sind so stolz, auf großer Bühne zu zeigen, was sie gelernt haben. Emotional war die schwere Verletzung unserer besten Turnerin kurz vor dem Deutschlandpokal – dieselbe Turnerin übrigens, die dann ein halbes Jahr später Deutsche Vize-Meisterin geworden ist.


Wer von Ihren Aktiven hat Sie durch besondere Leistungen/persönliche Entwicklung überrascht?

 JR: Das sind viele Aktive. Wir versuchen mit der richtigen Mischung aus Strenge und Nachgiebigkeit aus jeder Turnerin das Beste herauszuholen. Das gelingt nicht immer so, wie wir uns das vorstellen. Einerseits haben wir inzwischen wirklich viele Mädchen in der Halle (an einem Trainingstag bis zu 65 in zwei Gruppen) und andererseits gibt es natürlich noch viele andere Faktoren, die manchmal die optimale Entwicklung behindern.

 

Worin bestehen derzeit die größten Probleme, um weiter voranzukommen?

JR: Die großen Anforderungen an alle. Persönlich, schulisch/beruflich, gesellschaftlich… Ich würde mir wünschen, dass die Wichtigkeit der Vereine von Gesellschaft und Politik besser erkannt werden. Dass alle wieder mehr zusammenarbeiten und nicht die (Mehr-)Arbeit an immer weniger Ehrenamtlichen, die sich trotz aller Widrigkeiten noch engagieren, hängen bleibt. Vereine können meiner Meinung nach auch viele Probleme im Bildungssystem mit abfangen, aber nicht, wenn die Rahmenbedingungen so sind, wie sie jetzt sind.

 

Was fasziniert Sie dennoch (nach wie vor …) am Trainerberuf?

BS: Die Freude und der Spaß der Kinder und Jugendlichen beim Training, bei Wettkämpfen und Reisen. Wir wollen gemeinsam viel erreichen und freuen uns über neu erlernte Elemente und Übungen.

JR: Obwohl das, was wir in der Halle machen, von außen vermutlich ziemlich eintönig aussieht, bietet jedes Training neue Erlebnisse. Natürlich positive und negative, alles andere wäre Augenwischerei, aber insgesamt habe ich viel Spaß in der Halle. Wenn man mal über alte Fotos und Videos stolpert, finde ich unglaublich schön zu sehen, wie lange man die Mädchen begleitet und einen (hoffentlich) positiven Einfluss auf sie hat.


Wem möchten Sie aus Ihrem Umfeld am Ende des Jahres ein Dankeschön aussprechen?

BS: Meiner lieben Familie! Meine Eltern haben mich immer unterstützt, als ich aktive Turnerin war. Mein Mann kommt ebenfalls aus dem Leistungssport und hat immer Verständnis für die wenige Zeit, die wir gemeinsam haben. Meine zwei Kinder und vier Enkelkinder sind damit groß geworden, dass Mama und Oma beim Training oder bei Wettkämpfen sind. Dem TSV Berlin-Wittenau, mit dem ich schon seit ca. 35 Jahren sehr eng und erfolgreich zusammenarbeite, danke ich. Meine ehemaligen Turnerinnen Janina und Ivonne sind jetzt in meinem Trainerteam und wir verfolgen gemeinsame Ziele. Danke schön!

JR: Meiner Familie. Meine Kinder haben in der Turnhalle krabbeln gelernt und meine Tochter verbringt auch jetzt noch nach ihrem eigenen Training (in Gittas Gruppe) viel Zeit in der Turnhalle, weil sich das Training der großen Turnerinnen anschließt. Die Hausaufgaben werden meist auf der Turnbank erledigt. Bei den Spielen meines Sohnes kann ich oft nicht zuschauen, weil ich in der Turnhalle bei einem Wettkampf bin. Mein Mann hält mir (so wie ich ihm bei seinem Sport) den Rücken frei, wo es geht. Das alles so hinzubekommen, kostet viel Kraft und würde nicht ohne viel Liebe, Verständnis und Zusammenhalt funktionieren. Natürlich danke ich auch Gitta und allen anderen Trainerinnen und Turnerinnen der Wettkampfriege. Keine von uns würde das alleine schaffen. Wir sind ein gutes Team. Und auch wenn wir uns oft über bürokratische Hürden ärgern, bin ich sehr dankbar für alles, was wir von unserer Abteilung und dem Verein bekommen. Wir könnten nicht so erfolgreich arbeiten, wenn die organisatorische, ideologische und nicht zuletzt finanzielle Unterstützung fehlen würde.

 

Was sind die sportlichen Vorhaben für 2025 und was wünschen Sie sich persönlich für das kommende Jahr?

BS: Für 2025 stehen die Deutschen Meisterschaften beim Internationalen Deutschen Turnfest in Leipzig im Vordergrund, die Mannschaftswettkämpfe in der Berliner Turnliga und viele mehr. Persönlich wünsche ich mir mehr Zeit für meine Familien und – gesund und fröhlich bleiben!

JR: 2025 möchte ich da weitermachen, wo wir jetzt sind. Persönlich wünsche ich mir in allererster Linie mehr Achtsamkeit und Verständnis und ein friedliches Zusammenleben auf allen Ebenen – weniger Streit in Familien- und Freundeskreisen, in Deutschland und der Welt.

 

Was möchten Sie der BB-Redaktion zum Jahresende sagen?

BS: Der BB-Redaktion wünsche ich frohe Weihnachten und sage: Vielen Dank für die interessanten Berichte im Magazin.

JR: Danke an die BB-Redaktion. Schön, dass immer wieder „ganz normale Leute“ zu Wort kommen und ernst genommen werden in ihrer Person und ihrem vielleicht kleinen, aber wichtigen Beitrag dazu, das Turnen am Leben zu halten.



Weitere Quellenangaben / Informationen zum Artikel:
BewegtBerlin 6-2024, Foto: TSV Wittenau