Turn-Trainerin Anja Neubert über ihr Sportjahr 2024

Anja Neubert (38), seit 2019 Trainerin am Landesstützpunkt/ DTB Turnzentrum Gerätturnen weiblich Berlin, seit 2020 Cheftrainerin und sportliche Leiterin. Trainingsgruppen: (Bundes-)Kaderturnerinnen des Juniorkaders (NK1), des Nachwuchskaders 2 und des Talentkaders (Altersbereich 10 bis aktuell 14 Jahre)

Anja Neubert äußert sich in BewegtBerlin, Ausgabe 6-2024, zum Jahresrückblick.

Anja Neubert, Cheftrainerin und sportliche Leiterin am Landesstützpunkt Gerätturnen weiblich in Berlin

Es war ein sehr erfolgreiches Jahr 2024. Alle Turnerinnen konnten sich in der nationalen Spitze positionieren und/oder  internationale Erfahrungen sammeln. Lucia Bracka beispielsweise war gerade erst im November Teil des  deutschen Auswahlteams und trug mit einem fehlerlosen Wettkampf maßgeblich zum 2. Platz des deutschen Teams bei. Yonca Özgül turnte im  Frühjahr für das deutsche U15 Team in der Schweiz (Platz 3). Frederika Suhl konnte sich im italienischen Jesolo bei ihrem ersten internationalen Turnier direkt ins Stufenbarrenfinale turnen.Aber auch die jüngeren Turnerinnen haben gut performt: Dina Safadi wurde Deutsche Jugendmeisterin am Sprung der AK 12, Délani Zamorano wurde Zweite beim Kaderturn-Cup des DTB.

Ein Highlight für uns war das internationale Turnier in Jesolo (ITA), bei dem Frederika und Yonca mit den Top-Turnerinnen und Olympiateilnehmerinnen aus den USA, Brasilien, Italien und Canada trainieren und sich im Wettkampf zeigen konnten.
Ein sehr schöner Wettkampf war auch der Internationale Leverkusencup. Trotz starker Konkurrenz u.a. aus England oder den Niederlanden wurde Lucia Top-Turnerin am Stufenbarren und auch Frederika konnte eine Top 3-Platzierung am Boden erreichen. Die Stimmung war sehr besonders und das Publikum eine tolle Unterstützung – so, wie man es sonst nur von großen Events kennt. Für die Mädchen war es absolut beeindruckend, wie laut sie vom Publikum angefeuert wurden und sicherlich ein unvergessliches Erlebnis, nach dem Wettkampf jede Menge Fotos mit kleinen und großen Fans zu machen und Autogramme zu schreiben.

Das sind die schönen und unvergesslichen Momente. Aber wir haben auch zunehmend mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Die größten Hürden auf den Weg zu Spitzenleistungen sind ohne Frage fehlende oder unzureichende strukturelle Rahmenbedingungen. Der Trainerberuf ist aus vielerlei Gründen kaum mehr attraktiv. Interessierte Kolleginnen und Kollegen orientieren sich beruflich neu oder gehen ins Ausland, weil hierzulande suboptimale Arbeitsbedingungen oder fehlende finanzielle Mittel für Anstellungen fehlen. Die vielen Aufgaben verteilen sich auf immer weniger Schultern bei gleichbleibenden Zielsetzungen und Erfolgsdruck. Nicht ohne Grund gibt es eine hohe Dropout-Quote auch bei Trainerinnen und Trainern.

Am Jahresende danke ich vor allem meinen Trainerkolleginnen und -kollegen, auch an den anderen Stützpunkten in ganz Deutschland, die immer interessiert an einem Austausch und an einer Diskussion sind. Die immer ein offenes Ohr haben, bereitwillig Wissen teilen und gemeinsame Projekte mitgestalten. Auch den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern sowie Trainerinnen und Trainern, die durch ihre Unterstützung stets versuchen, suboptimale Bedingungen auszugleichen.
Außerdem geht ein großes Dankeschön an Claudia Schunk, die Bundesnachwuchstrainerin, die auch 2024 auf jeder Ebene eine Unterstützung war und die stets daran interessiert ist, die Nachwuchsstützpunkte und die Athletinnen voranzubringen.

Bisher noch nicht erwähnt, aber ebenso ein Highlight: 2024 sind wir in der Bundesliga nur knapp am Aufstieg in die erste Liga vorbeigeschrammt. 2025 soll der Aufstieg auf jeden Fall klappen und die Turnerinnen sind guter Dinge, das Berliner Team in die Top-Liga zu befördern.
Außerdem stehen auch im kommenden Jahr internationale Highlights an: Im Frühjahr werden Lucia und Frederika voraussichtlich nach Canada fliegen, um dort für das deutsche Team an den Start zu gehen. Yonca wird in Italien turnen. Zudem steht die Qualifikationen für den DTB-Pokal und für EYOF im Sommer im Plan.

Auch die jüngeren Athletinnen, wie Paula Borrmann oder Délani Zamorano, haben ihren Kaderstatus für 2025 bestätigt, so dass es ein ereignisreiches Jahr mit vielen Lehrgängen und nationalen Vergleichswettkämpfen werden wird.



Weitere Quellenangaben / Informationen zum Artikel:
BewegtBerlin 6-2024, Foto: DTB