Heute schätze ich „die Lernerei“ als eine Chance
Zur Person
Annette Czisnik (49) ist Lehrerin und Kampfrichterwartin Gerätturnen weiblich im BTFB
Der Text erschien in der „BewegtBerlin“-Ausgabe 1-2020 (Thema: Lebenslanges Lernen)
Lebenslanges Lernen bedeutet für mich eine große Herausforderung, aber auch eine Notwendigkeit und vor allem eine Chance. Die Herausforderung besteht darin, dass man sich immer wieder auf Neues einstellen muss, sich also ständig verändern muss. Notwendig ist das lebenslange Lernen, um mit Veränderungen in Beruf, Ehrenamt, Gesellschaft etc. umgehen zu können.
Lernen ist wie Rudern gegen den Strom; sobald man aufhört, treibt man zurück! Dieser Spruch, den meine Mutter mir ins Poesiealbum schrieb, hat mich als Schülerin sehr frustriert – hört die Lernerei denn nie auf! Heute schätze ich „die Lernerei“ als eine Chance, wodurch das Leben nie langweilig wird. Immer einer Herausforderung anzunehmen, immer etwas Neues zu lernen, schützt einen davon, in schlechte Gewohnheiten zu verfallen oder bei ständiger Wiederholung die Lust an der Tätigkeit zu verlieren. Dazu passt vielleicht mein Lieblingsspruch: „Wer ständig glücklich sein möchte, muss sich oft verändern!“ (Konfuzius)
Die Corona-Zeit hat mir deutlich gemacht, wie sehr das Lernen vom Austausch mit anderen Menschen abhängig ist. Dass Veränderungen ohne die Diskussion mit anderen so wenig vorankommen, war mir nicht klar. Außerdem vermisse ich die nette Atmosphäre in den Kampfgerichten, das gemeinsame Arbeiten an den Wertungen, die Gespräche und Gesichter vieler!!!
Um eine gute Kampfrichterin oder ein guter Kampfrichter zu werden, braucht es einiges. Zunächst ist natürlich das Interesse an einer gerechten Bewertung die Grundvoraussetzung. Zu den Fertigkeiten zählen gute Merkfähigkeit (für die ganzen Elemente, Abzüge, Regelungen etc.), schnelle Beobachtungsgabe und sicheres Rechnen. Hinzu kommen noch die soft skills: Nerven auch in Stresssituationen behalten (z.B. bei Beschwerden), Ruhe bewahren bei Zeitdruck, Teamfähigkeit im Kampfgericht.
Die Ausbildungen sind anspruchsvoll und zeitintensiv. Man muss sich – je nach Abschluss – alle zwei oder vier Jahre fortbilden bzw. neu ausbilden lassen. Ich hatte elf Jahre lang das Brevet, die internationale Kari-Lizenz, und habe derzeit die A*-Lizenz, das ist die Bundeslizenz mit Berechtigung zu Deutschen Meisterschaften.
Zwischen den Ausbildungslehrgängen alle vier Jahre werden Neuerungen des Kampfrichterwesens vom DTB über einen Newsletter versandt und auf der Homepage veröffentlicht. So ist man immer gut informiert.
Für die Fortbildungsangebote des BTFB in meinem Fachbereich bin ich zuständig. Jedes Jahr werden sowohl ein D- als auch ein C-Lizenz-Ausbildungslehrgang und zusätzlich drei bis vier Fortbildungen angeboten. Wir diskutieren im Fachausschuss die Themen der Fortbildungen und nehmen Anregungen der Kampfrichterinnen von Wettkämpfen oder Lehrgängen mit auf. Die Organisation der Lehrgänge durch den BTFB (Anmeldung, Einladung, Räumlichkeiten, Bereitstellung von Materialien etc.) ist so gut, dass ich diesbezüglich sehr zufrieden bin.
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Foto: Juri Reetz