Physikstudium und Leistungssport? Es war die richtige Entscheidung!
Zur Person
Philipp Herder (27) ist Turner (SC Berlin) und Mitglied der Nationalmannschaft
Der Text erschien in der „BewegtBerlin“-Ausgabe 1-2020 (Thema: Lebenslanges Lernen)
Lebenslanges Lernen meint den Prozess des Erwerbs neuer Fähigkeiten bzw. der Gewinnung von Erfahrung. Dementsprechend ist es doch etwas sehr Spannendes und das Leben wäre langweilig, wenn man nicht ständig an Erfahrung gewinnen oder neue Erkenntnisse erlangen würde.
Ich habe mal einen Spruch gelesen, bei dem das Studium der Physik mit dem Bergsteigen verglichen wurde: „Man muss lange und mühsam aufsteigen, wonach sich jedoch eine großartige Aussicht bietet.“ Und ich finde, das kann man auch auf andere Bereiche übertragen. Manchmal werde ich gefragt, warum ich als Leistungssportler gerade ein Physikstudium gewählt habe. Ich war mir bewusst, dass es eine große Herausforderung darstellen wird. Doch war ich schon immer naturwissenschaftlich interessiert und da es ja auch noch ein Leben nach dem Sport geben wird, wollte ich etwas studieren, bei dem ich mich aufgrund meines Interesses auch reinhängen würde. Also habe ich mich für Physik entschieden, weil es in meinen Augen einfach die interessanteste Naturwissenschaft ist. Ich habe lange mit mir gerungen und war mir nicht wirklich sicher, ob ich diesen Schritt wagen sollte. Gerade weil ich auch etwas Angst vor dem mathematischen Anteil im Physikstudium hatte. Doch letzten Endes bin ich froh, diesen Schritt gegangen zu sein.
Indirekt profitiert man als Sportler auch im Studium. Ich glaube, dass das, was man aus dem Leistungssport mitbringt, einem im Studium weiterbringt. Sportler sind oftmals so eingestellt, dass sie eben nicht so schnell aufgeben, auch wenn es mal schwierig wird und ich denke auch, dass viele am Studium scheitern, weil sie zu früh das Handtuch werfen.
Um ein guter Turner zu werden, ist Talent wichtig, Fleiß und Disziplin umso mehr. Aber ich glaube sagen zu können, dass das Wichtigste von allem das Durchhaltevermögen ist, was am Ende die Leute an die Spitze bringt. Ich kenne viele, die im Gegensatz zu anderen wesentlich fleißiger oder um einiges talentierter waren, die es aber am Ende weniger weit gebracht haben.
In der akuten Corona-Zeit war es schwierig „ins Leere“ zu trainieren, aber mittlerweile ist die Motivation wieder da und das Training läuft dementsprechend wieder besser. Jetzt im Herbst findet ab Oktober die Bundesliga in etwas abgewandelter Form statt. Und im November dann hoffentlich die Deutschen Meisterschaften. Und auch mit dem Studium geht es weiter.
Was die Zukunft angeht, ist es natürlich mein Traum, die Olympischen Spiele als Athlet zu erleben. Ansonsten würde ich, so merkwürdig es klingt, gerne das Leben außerhalb des Turnens kennenlernen. Ich glaube, dass es viele Erfahrungen gibt, auf die man als Turner hier und da verzichten musste.
Weitere Quellenangaben / Informationen zum Artikel:
Foto: Deutscher Turner-Bund