Jana Borchardt, Trainerin Aerobicturnen, zum Sportjahr 2024

Jana Borchardt, SC Berlin, Trainerin Aerobicturnen

Jana Borchardt (51) SC Berlin, Hauptverantwortliche für die Trainingsgruppe Aerobicturnen (Altersgruppe von 6-24).
Gemeinsame TG mit den Trainerinnen Mandy Skroch, An-Na Nguyen, Lena Glaubitz und den Übungsleiterinnen Maja Borchardt, Lilja Hentschel

Jana Borchardt äußert sich in BewegtBerlin, Ausgabe 6-2024, zum Jahresrückblick. 

Sportlich gesehen war das Jahr 2024 wieder ein aufregendes, aber auch erfolgreiches Jahr. Das heißt im Verein: Sowohl mit den Sportlerinnen, die je nach ihrem Leistungslevel/nach ihren Möglichkeiten und vor allem aus Spaß an der Bewegung ins Training kommen, bis hin zu den Kader- und Elitesportlerinnen, die sich sehr intensiv dem Aerobicturnen widmen und ganz andere Ziele haben, wobei hier der Spaß auch Voraussetzung ist.

Zu den größten Erfolgen 2024 zählen, dass wir uns mit jedem und jeder – sowohl die Aktiven, Trainerinnen und Eltern – in vielen Facetten weiterentwickelt haben. Und dass wir derzeit eine ganz junge Gruppe mit Kindern im Alter von 6 bis 9 Jahren eröffnet haben, die durch Lilja (eine unserer noch aktiven Sportlerinnen) übernommen wurde und die so sachte in das Übungsleiterdasein „reinrutschen“ kann. Das freut mich besonders, da ich mir auch zunehmend Gedanken um den Nachwuchs im Trainerbereich in unserer Gruppe mache.
Zusammen mit meiner Trainer-Kollegin Mandy Skroch haben wir unsere Trainer-A-Lizenz erreicht.

Große Erfolge waren noch, dass bei den BTFB-Awards Sportlerinnen, Sportler und Trainerinnen von uns geehrt wurden. Luis Borchardt und Ewa-Maria Zorn wurden als Aktive nominiert, An-Na hat als Nachwuchstrainerin gewonnen und Maja war in dieser Kategorie nominiert. Ich selbst war für den Vera-Czicak-Preis nominiert.

Sehr zufrieden bin ich, dass wieder Sportlerinnen unserer Trainingsgruppe den Sprung in das Eliteteam (Nationalmannschaft) geschafft haben: Jolina Herfort, Ewa-Maria Zorn, Maja Borchardt im Erwachsenen- und Tabea Baumann im Junioren-Bereich. Sehr gut ist, dass auch unser Nachwuchs bei vielen Wettkämpfen gute Leistungen präsentieren und damit als momentan einzigen Verein, der Aerobicturnen wettkampfmäßig anbietet, Berlin repräsentieren konnte. Konkrete Erfolge in Zahlen: Wir haben derzeit 4 Perspektivkader, 5 Nachwuchskader I, 2 Nachwuchskader II und einen Landeskader.

International gesehen erreichten wir beim „Internationalen Clubmeeting“ in Eisenberg gute Platzierungen in allen Kategorien und Altersklassen; 6 Gold- und 2 Silbermedaillen sowie eine Bronzemedaille (einige in Kooperations- bzw. Eliteteams). Beim „Aquae Open Cup“ in Aix les bain (Frankreich) gewannen wir eine Gold- (Flora Abendroth) und eine Silbermedaille (Ewa) und schafften weitere gute Platzierungen. Beim FIG-Worldcup and Open in Cantanhede (Portugal) gab es eine überraschende Goldmedaille (Maja) für das AeroDance-Team und weitere gute Platzierungen. Von den „Czech Aerobic Open“ in Prag (Tschechien) kamen wir mit einer Gold- (Maja) und einer Silbermedaille (Tabea) und weiteren gute Platzierungen nach Hause. Bei den „Cunit Aerobic Open“ (Spanien) und auch beim „Plovdiv Aerobic Cup“ (Bulgarien) schafften wir die Finalteilnahme (Tabea) und weitere gute Platzierungen.

Ein Highlight war die Nominierung für die Jugend-Weltmeisterschaften in Pesaro (Italien) mit drei Nominierungen für Tabea im Einzel, in der Gruppe und im Trio sowie mit Ava 2 Nominierungen für Ava im AeroDance und im Trio. Für die Weltmeisterschaften in Pesaro gab es zwei Nominierungen für Ewa mit der Gruppe und dem Trio, eine Nominierung für Maja im AeroDance sowie für Jolina als Ersatzsportlerin. Ava Baumann erreicht mit dem AgeGrrupTeam das Finale, Maja Platz 13 im AeroDance und Ewa Platz 15 in der Gruppe und Platz 32.

National gesehen konnten wir bei den „Offenen Nordrhein-Westfälischen Meisterschaften“ in Ibbenbüren gute Platzierungen in allen Kategorien und Altersklassen erreichen; 4 Gold-, 2 Silber- und 3 Bronzemedaillen (einige in Kooperations- bzw. Eliteteams). Bei den „Offenen Berlin-Brandenburgische Meisterschaften“ in Mahlow gab es 3 Gold- (Tabea, Jolina), eine Silber- (Ava) und 3 Bronzemedaillen (Annie Mehnert, Frida Mehnert /Lena Lohmann, Mathilda Frommhagen/Wilma Abendroth/Malu Trunk) und weitere gute Platzierungen. Der Pokal für die Tageshöchstwertung ging an Tabea. Beim „Fielmann Cup“ in Buchholz gab es gute Platzierungen in allen Kategorien und Altersklassen; 3 Gold-, (Lilja, Ava) eine Silber- (Tabea) und eine Bronzemedaille (Flora). Bei den Deutschen Jugendmeisterschaften/den Talentepokal in Riesa konnten wir mit 4 Gold-, (Tabea, 2x Ava, Lilja) 3 Silber- (Wilma/ Mathilda, Flora, Tabea) und einer Bronzemedaille (Flora) und 2 Finalteilnahmen (Annie, Romy Utech) überzeugen. Bei den Deutschen Meisterschaften in Riesa erturnten wir 2 Gold- (Isabella Witzke/ Jolina, Ewa), eine Silber- (Jolina/Tabea/Romy/Lilja/ Maja) und zwei Finalteilnahmen (Ewa, Maja) Bronzemedaillen (Flora).

Beim Bundeskadertest für die Berufung 2025 schafften Maja, Jolina und Lilja den Sprung in den Perspektivkader, Annie in den Nachwuchskader 1 und Flora in den Nachwuchskader 2.

Einen ganz besonderen Moment bzw. unser schönster Wettkampf 2024 waren die Deutschen Meisterschaften, da wir als Vereinsgruppe alle zusammen starten konnten (bei vielen Wettkämpfen sind eben immer nur Teile unserer Trainingsgruppe dabei) und mir das ein wichtiges und besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl gegeben hat. Wir konnten dort erstmals eine eigene Gruppe in der AK 18+ stellen, die sogar ganz knapp am Meistertitel vorbeigeschrammt ist. Das ist deshalb so schön, da es bis auf eine Sportlerin alles „Eigengewächse“ sind, die im jungen Alter in dieser Trainingsgruppe begonnen haben.

Ganz besonders für mich waren auch die Weltmeisterschaften in Pesaro, die ich als Gast besucht habe und nicht im Kampfgericht saß oder auf der Trainerbank. Ich konnten
„nur“ den Start besonders meiner Tochter Maja genießen und mit mitfiebern.

Bei uns leisten alle den Sport „nebenher“, das heißt, wir sind kein Stützpunkt oder Zentrum, unsere Aktiven sind an Schulen mit Regelbetrieb oder studieren, gehen zusätzlich nebenher noch arbeiten und haben zum Teil weite Anfahrtswege, da wir in 4 bis 5 verschiedenen Hallen Trainingszeiten haben. Die Trainerinnen ebenso – sie arbeiten in Vollzeit oder studieren. Hinzu kommt, dass mindestens einmal monatliche Trainingscamp des ATZ Nord, dem wir angeschlossen sind in Rotenburg oder Buchholz oder die Elitecamps verteilt in ganz Deutschland. Da muss man schon den Hut ziehen, dass das alle so in Kauf nehmen und durchziehen.

Trotz allem oder gerade deswegen fasziniert mich mein Trainersein. Ich mache das schon so lange ehrenamtlich und komme irgendwie nicht los davon. Nun ist es auch besonders mit dieser Trainingsgruppe, da ich sie vor ungefähr 14 Jahren selbst ins Leben gerufen habe und vermutlich daher noch stärker daran hänge. Aber es ist vor allem die Liebe zu diesem Sport. Ich bin so ziemlich von den Anfängen dieser Sportart dabei – erst selbst aktiv und dann als Trainerin. Und ich mag es immer noch, obwohl es mich manchmal auch echt an Grenzen bringt – Vereinbarkeit Beruf, Familie und auch knifflige Situationen, die natürlich besonders in der professionelleren/ambitionierteren Ausrichtung auftreten. Neben allem Sportlichen ist es vor allem aber auch schön zu sehen, wie sich die Kinder/Jugendlichen entwickeln – und als Gemeinschaft wachsen. Auch wenn immer mal wieder welche gehen oder neue hinzukommen, ist ein Großteil schon ewig dabei und das prägt natürlich auch so ein Gefüge. Und prägt dich für das Leben…

Derzeit freue ich mich auf die Erstellung und das Werden der neuen Choreographien, auch wenn das sehr aufwendig ist und wir uns sehr koordinieren müssen, um alle gut zu bedienen. Und, dass der erste wichtige Schritt – der Bundeskadertest – hinter uns liegt. Kurz vor Wettkämpfen ist es die Freude, dass man im Training den Übungen noch mal den letzten Schliff verpasst, um sie endlich präsentieren zu können. Da kommt so die gesamte Saison zusammen. Bei unseren neuen Turnerinnen freue ich mich, dass sie die Freude haben und immer mehr Teil der Gruppe werden und sich zum Teil sehr schnell entwickeln. Dabei hilft natürlich ungemein, dass alle in einer Gruppe trainieren und die Kleinen direkt sehen können, wo es einmal hingehen könnte. Ich freue mich aber auch ganz ehrlich über solche Dinge: Wenn mein Tag nicht zu stressig war und ich frisch ins Training gehen und das auch vermitteln kann.

Ich möchte vor allem meinem Mann Mark danken, der das alles mitmacht. Auch wenn er selbst Turner war und immer noch sehr aktiv ist und daher vieles nachvollziehen kann, ist das nicht einfach, wenn es sich zu Hause viel um Aerobicturnen dreht und wir (Maja und Luis, die ja auch diesen Sport betreiben) doch schon einige Wochenenden unterwegs sind. Ich möchten den Trainerinnen An-Na, Mandy, Lena, Maja und Lilja danken. Dann den Eltern, die uns zum Beispiel durch die Abdeckung der Fahrten zu Camps oder Wettkämpfen unterstützen. Und natürlich auch den Sportlerinnen und Sportlern selbst, die sich mit ihren unterschiedlichen Stärken einbringen und neben den persönlichen Zielen die Gruppe nicht aus dem Auge verlieren.

Sportlich wird das Jahr 2025 ein ganz besonderes: Wir haben in diesem Jahr erstmals ein großes, eigenes Erwachsenenteam, mit dem wir viele Kategorien „aus eigener Kraft“ zusammenstellen können. Auch wenn diese Aktiven sich entweder freiwillig gegen das Nationalteam entschieden haben bzw. nicht ausgewählt wurden oder durch Verletzungen bzw. Auslandsaufenthalt sich erst wieder beweisen müssen, haben sie auch Ambitionen, sich bei internationalen Wettkämpfen zu präsentieren. Da wollen wir einen guten Eindruck hinterlassen.

Für das Turnfest, in dessen Rahmen 10 Deutsche Meisterschaften ausgetragen werden, wollen wir als Verein zeigen, was wir können und somit natürlich Berlin gut vertreten. Für unsere zwei Nationalteam-Sportlerinnen ist das Ziel eine feste Position in einer oder mehreren Kategorien im Eliteteam zu erhalten, um dann zum Jahreshöhepunkt – den Europameisterschaften – nominiert zu werden. Für unsere Kleinen, ganz neu hinzugekommenen Turnerinnen ist das Ziel, dass sie bei ihrem ersten Wettkampf als Team starten. Für Berlin wollen wir mal wieder einen kleinen Aerobicturn-Wettkampf in Angriff nehmen. Da bin ich mit Finja Saefken im Gespräch, ob man dies in Kombination mit einer anderen Sportart durchführen könnte.

Persönlich wünsche ich mir für das kommende Jahr, dass ich weiterhin mit Freude und Engagement mein intensives Hobby Aerobicturnen betreiben kann.

Der BB-Redaktion möchte ich zum Jahresende sagen: Danke für die Aufmerksamkeit, die ihr der Sportart schenkt und somit die unterschiedlichen Leistungen aller würdigt! Danke für die Vielfalt der Berichte! Danke für die freundliche Zusammenarbeit!



Weitere Quellenangaben / Informationen zum Artikel:
BewegtBerlin 6-2024, Foto: Juri Reetz