5. August 1945 – Erstes Frauen-Sportfest

Berlin war 1945 nach der Kapitulation eine zerstör­te, von Kriegsflüchtlingen überlaufene Stadt ohne intakte Infrastrukturen. Zwei Drittel der Turnhallen und Sportplätze lagen in Trümmern. Der Sport war für die notleidende Bevölkerung und die durch Ban­denkriminalität bedrohten Kinder und Jugendlichen eine wichtige Hilfe zum Überleben. Unter den Augen der allliierten Militärbehörden gründeten sich im Sommer 1945 die ersten kommunalen Sportgruppen, die dem Hauptsportamt und 20 Bezirks-Sportämtern unterstanden. Leiter der Sportgruppen und der Sport­ämter waren unbelastete Sportfunktionäre, die über­wiegend aus der vor 1933 bestehenden Arbeitersport­bewegung sowie aus der alten SPD und KPD kamen. Innerhalb dieses Kommunalsports bildeten sich nach dem Fußball, Handball und der Leichtathletik auch Turn- und Gymnastikgruppen, die am 24. Juni 1945 im Neuköllner Stadion beim ersten Sportfest der Nachkriegszeit auftraten. Am 29. Juli beteiligten sich Turnerinnen und Turner an der Umbenennung die­ses Stadions in Werner-Seelenbinder-Kampfbahn. Ein Frauen-Sportfest, zu dem auch eine Stunde Kinder­turnen und ein Handballspiel der Männer Tempelhof – Spandau gehörten, folgte am 5. August I 945. Dann kam es überraschend zu einer Turnsperre durch die Alliierten: Am 19. November 1945 wurde das Turnen
– ausgenommen Kindergymnastik – zusammen mit Boxen und Fechten sowie anderen des Militärsports verdächtigter Sportarten verboten, die Militärregie­rung beschränkte sich auf die Zulassung von nur noch 10 Sportarten. Dieses Verbot hatte nicht lange Bestand. Ab 18. März 1946 durfte wieder Gymnastik betrieben werden und wenige Monate später wurden die restlichen Sportarten wieder zugelassen und gleichzeitig Wettkämpfe über die Bezirksgrenzen hin­aus erlaubt.



Weitere Quellenangaben / Informationen zum Artikel:
Aus "Am Anfang stand der Wille zur Einheit" von Manfred Nippe