Vorgestellt: Orientierungsläufer Lionel Kumbier

Lionel Kumbier (16) ist Orientierungsläufer bei der Berliner Turnerschaft. Das Mitglied des Bundesnachwuchskaders wird trainiert von Ronny Krüger.
Er äußert sich zum Thema: Was magst du an deinem Sport und was sind deine Ziele? (BewegtBerlin, Ausgabe 2-2024)

Schon als kleiner Junge war ich sportbegeistert und habe mich schon immer gerne bewegt. Mitglied in der Berliner Turnerschaft bin ich im Alter von fünf Jahren geworden. Es ist der Verein, mit dem ich aufgewachsen und groß geworden bin. Der Grund dafür war mein Vater. Ich habe erlebt, seitdem ich klein bin, wie mein Vater in seiner Marathonvorbereitung fast täglich trainieren gegangen ist und es war schon damals als kleiner Junge beeindruckend für mich, dabei zuzusehen. Was sicherlich auch zu meiner jetzigen Leidenschaft beigetragen hat.

Am besten an meiner Sportart gefällt mir die Abwechslung und das Reisen. Jeder Wettkampf ist in einem anderen Gelände und ist ein wenig anders, im Gegensatz zum Beispiel zu Fußball, wo jeder Wettkampf auf einem Platzt stattfindet. Außerdem macht es mir Spaß, neue Orte zu entdecken und zu reisen. Ich war beispielsweise durch meine Sportart schon in Lettland, Tschechien, Schweden, Polen, Bulgarien oder auch Österreich, was ohne meinen Sport wahrscheinlich nie passiert wäre.

Seit knapp zwei Jahren bin ich im Bundesnachwuchskader, mein aktueller Heimtrainer ist Ronny Krüger. Ich trainiere durchschnittlich 6- bis 8-mal in der Woche. Zusätzlich trainiere ich zusätzlich seit letztem Jahr in einer ambitionierten Laufgruppe vom BSV 1892 und habe hier eine für mich optimale zweite Trainingsgruppe gefunden. Durch die beiden Vereine habe ich die Möglichkeit, fast jeden Tag mit anderen Leuten zusammen zu trainieren und mein soziales Umfeld hat sich in den letzten Jahren stark umgestellt, da ich fast nur noch Zeit mit Leuten verbringe, die die gleiche Leidenschaft wie ich haben, sei es Laufen oder OL.

Eine wichtige Person ist außerdem mein Freund Sonny. Er macht ebenfalls seit zehn Jahren Leichtathletik und wir haben zusammen angefangen, mehr und intensiver zu trainieren, wollten besser werden, hatten beide eine ähnliche Vision und ein ähnliches Mindset. Er im Laufen, ich im OL. Durch das gemeinsame Trainieren haben wir uns gegenseitig motiviert und waren damals die einzigen in der BT-Jugend, die Richtung leistungsorientierten Sport wollten. Er hat mir sehr geholfen und tut das heute immer noch. Auch meine Eltern und meine Schwester unterstützen mich – finanziell und mental. Sie ermöglichen mir die Teilnahme an Trainingslagern, Reisen und Wettkämpfen. Zusammenfassend kann ich sagen, dass mein Heimatverein BT mit dem Trainer-Team um Claudia Becker und Ronny Krüger, der BSV 1892, als auch meine Familie meine größten Unterstützer sind.

Das sportliche Ereignis, an das ich mich am besten erinnern kann, ist die EYOC 2023 (Jugend-Europameisterschaft) in Bulgarien. Das war mein erstes Jahr im Nachwuchskader und auch mein erstes Mal bei so einer bedeutenden internationalen Meisterschaft. Ich war zwar verletzt und konnte mich selbst deswegen nur bedingt beweisen, es war trotzdem für mich ein schönes Ereignis, was mir gut in Erinnerung geblieben ist. Was ich unter anderem schön an der EYOC fand, war die Atmosphäre, zusammen hunderte Kilometer von zu Hause entfernt, denn das ist das einzige Ereignis im Jahr, in dem man das Gefühl hat, wir gewinnen zusammen als Land und nationale Konkurrenten werden plötzlich zu Teamkameraden, auch wenn es Einzelwettkämpfe sind.

Damit ich Spaß am Training habe und mich wohlfühle, ist ein wichtiger Faktor natürlich das Trainingsumfeld und mir persönlich ist es wichtig, dass ich nicht nur allein, sondern auch mit anderen zusammen trainiere. Das Training muss aber auch nicht immer Spaß machen.

Ich persönlich bin der Meinung das es wichtig ist, auch mit anderen Leuten zusammen zu trainieren und man auch den sozialen Aspekt in den Sport integriert. Es ist mir trotzdem wichtig, auch mal allein zu trainieren. Wer schneller werden will, trainiert am besten mit schnelleren Leuten…

An meiner Schule wissen die meisten nicht von meiner Leidenschaft, bzw. wenige wissen über meinen genauen sportlichen Standpunkt Bescheid. Das Feedback auf den Sport ist aber so gut wie immer positiv, allerdings verstehen die meisten im ersten Moment die Sportart nicht oder stellen sich etwas ganz anderes darunter vor.

Ich habe nicht wirklich das eine Vorbild, aber ein großes Vorbild von mir ist auf jeden Fall Anselm Reichenbach. Anselm ist letztes Jahr Junioren-Weltmeister im Sprint geworden und kennengelernt habe ich ihn in einem meiner ersten Bundeskader-Trainingslager in Tschechien zu Ostern 2023. Ich war beeindruckt von seinem Training, seinem Ehrgeiz und seiner Schnelligkeit.

Wenn ich überlege, wie ich zu dem wachsen konnte, der ich heute bin, dann ist das in erster Linie sicher die Möglichkeit zur Teilnahme an vielen regionalen und nationalen Wettkämpfen, außerdem etliche private OL-Reisen mit meinem Vater nach Polen, Lettland, Österreich und Tschechien. Dann von Beginn an ein gutes Grundlagentraining, bei dem die Freude am Sport und das herzliche Miteinander im Mittelpunkt standen. In letzter Zeit finde ich das regelmäßige Angebot an OL-spezifischem Training, initiiert durch Ronny Krüger, hilfreich und motivierend.

Ich war schon als Anfänger und kleiner Junge sehr ehrgeizig und hab angefangen, allein zu trainieren. Innerhalb des letzten Jahres haben sich meine Trainingsstruktur, mein Trainingsumfeld und die Art des Trainings sehr verbessert, weshalb ich mir in Zukunft gute Ergebnisse erhoffe. Denn die Berufung in den Bundesnachwuchskader soll nur eine Etappe auf meinem sportlichen Weg sein. Von übergeordneten Strukturen kann ich mir neben einer kleinen finanziellen Unterstützung für die zahlreichen Kadermaßnahmen – insbesondere die Ausrichtung von qualitativ hochwertigen regionalen Trainings und Wettkämpfen – vorstellen.

Langfristig betrachtet möchte ich zu den Besten Deutschlands gehören und so den anderen Bundesländern zeigen, dass es auch in Berlin möglich ist, Athleten an die Spitze zu bringen. Der sportliche Höhepunkt dieses Jahr ist für mich im Juni die Jugend-Europameisterschaft im Orientierungslauf (EYOC) und mein Ziel ist es, im Training und dort mein Bestes zu geben. Bei den Deutschen Meisterschaften, die über das Jahr verteilt zwischen Mai und Oktober stattfinden, strebe ich Podiumsplatzierungen an.

Mein größter sportlicher Traum ist es später, national an die ober Spitze zu kommen im Bereich Orientierungslauf, in den Elitekader. Um eventuell den Schritt in die A-Nationalmannschaft in einigen Jahren zu schaffen, muss ich das Glück haben, verletzungsfrei zu bleiben und ich möchte weiterhin so gut im Training bleiben. Ansonsten gilt es abzuwarten, wie meine persönliche Entwicklung in den nächsten Jahren verläuft und es ist zu früh, um genauere Aussagen zu treffen.