Vorgestellt: Aerobicturnerin Lilja Hentschel
Lilja Hentschel (16) ist Aerobicturnerin beim SC Berlin und gehört dem DTB-Nachwuchskader an. Sie war Finalistin in mehreren Kategorien der DM 2023. Trainert wird sie von Jana Borchardt.
Sie äußert sich zum Thema: Was magst du an deinem Sport und was sind deine Ziele? (BewegtBerlin, Ausgabe 2-2024)
Bevor ich zum Aerobicturnen gekommen bin, habe ich bis 2015 beim SC Berlin geturnt. Dann musste ich mich entscheiden: auf die Sportschule gehen oder mit dem Turnen aufhören. Da meine Turn-Trainerin wusste, dass ich aufhören möchte und nicht auf die Sportschule will, hat sie mir vorgeschlagen, mal Aerobic auszuprobieren. Und da bin ich jetzt seit 9 Jahren.
Beim Aerobicturnen gefällt mir besonders die Vielseitigkeit. Wir haben viele Kategorien wie Einzel, Duo, Trio, Team, Step und Dance. Man kann verschiedene Elemente mischen, es gibt dynamische Turnelemente und das Tanzen. Im Dance können verschiedene Tanzstile eingebracht werden wie Hip-Hop. Da wir als Sportart relativ klein sind, kennt man viele Personen in ganz Deutschland. Und man lernt jedes Jahr neue Elemente kennen und neue Choreografien.
Am liebsten mag ich Dance, weil wir bis zu zwölf Turnerinnen in einer Gruppe sind und da einfach sozusagen „abfeiern“ können. Es gibt nicht die schwierigen Aerobic-Elemente. Ansonsten starte ich bei Wettkämpfen im Einzel in der Altersklasse 15 bis 17 Jahre und im Team bei den Deutschen Meisterschaften, aktuell mit Romy, Tabea, Jolina und Maja.
Von den Aerobic-Elementen mag ich Drehungen sehr gerne oder den „Taucher“, weil man die Balance halten muss. Ich habe früher auch Ballett gemacht 5 Jahre und gelernt, wie ich meinen Kopf richtig drehe. Das mag ich immer noch sehr gerne.
Im Moment trainiere ich in der Woche sechsmal etwa 2 bis 3 Stunden, also jeden Tag bis auf mittwochs, da bin ich beim Schul-Chor in meinem Gymnasium. Ich übe vor allem meine neuen Elemente, die ich letztes Jahr gelernt habe. Ich war eine lange Zeit krank und musste dann sehr schnell viel nachholen für den Bundeskadertest. Deswegen lerne ich gerade sehr viel, die Elemente zu sichern, also dass sie sicher geturnt werden wie die „Bücke“ oder den „Scissor“.
Meine erste Trainerin beim Aerobicturnen war Jana Borchardt und sie ist es heute immer noch. Was ich an ihr schätze: Wir bekommen immer ein sehr gutes Feedback, nachdem wir eine Übung geturnt haben. Sie sagt, was jeder von uns verbessern muss. Alle Trainerinnen – auch Mandy Skroch, Lena Glaubitz und An-na Nguyen – motivieren uns immer, auch bei Wettkämpfen. Wir können beim Training oft mitentscheiden, was wir machen möchten. Das finde ich ganz toll.
Damit ich mich beim Training wohlfühle, ist gute Stimmung und gute Laune sehr wichtig. Wenn wir im Training eine Wettkampfübung oder auch beim Wettkampf selbst turnen, motivieren wir uns gegenseitig, damit wir Spaß haben und die Präsentation gut gelingt. Wir muntern uns auf und sind füreinander da.
Wichtig ist auch die Spannung beim Wettkampf zusammen zu erleben, also wenn das Bauchkribbeln kommt und der Wettkampf anfängt, das im Team zu erleben. Auch wenn wir Konkurrenten auf der Fläche oder in der Halle beim Wettkampf sind, sind wir trotzdem Freunde.
Beim Training stört mich, dass wir alle so weite Fahrwege quer durch Berlin haben – ich wohne zum Beispiel in Ahrensfelde und brauche zur Sporthalle im Velodrom eine Stunde. Im Moment trainieren wir in vier verschiedenen Hallen. Wir wünschen uns schon seit vielen Jahren eine feste Halle, wo wir einen festen Boden aufstellen können, also einen Aerobicboden, den wir bei einer Wettkampfübung brauchen. Was mich noch beim Training nervt: Wenn ich unkonzentriert bin und mein Kopf mit den Gedanken woanders ist.
Von meinem Umfeld bekomme ich viel Unterstützung für meinen Sport. Meine besten Freundinnen kommen zwar nicht zu Wettkämpfen, weil diese nicht in Berlin sind, freuen sich aber immer für mich, wenn ich von meinen Erfolgen berichte und sie mitbekommen, wie viel Spaß mir das macht. Manchmal sind sie auch besorgt, ob ich bei den vielen Wettkämpfe und auch Trainingslagern alles mit der Schule gut hinbekomme. Aber das klappt alles sehr gut und ich bin sehr stolz auf mich, dass ich so gut organisiert bin. In den Ferien bin ich noch ehrenamtlich als Teamerin in Ferienlagern tätig, dafür mache ich gerade auch eine Ausbildung. Mein Klassenlehrer unterstützt mich auch sehr. Er muss ja immer die Freistellungen für meine nächsten Wettkämpfe genehmigen. Natürlich unterstützen mich auch meine Eltern sehr, sie fahren mich zum Beispiel zu Wettkämpfen, wenn es passt.
Meine größten sportlichen Erfolge: Nach meiner Verletzung bin ich froh, dass ich wieder gut ins Training gekommen bin. 2021 war ein sehr erfolgreiches Jahr. Bei den „Czech Open“ habe ich den ersten Platz mit der Gruppe im Dance belegt, darauf bin ich stolz. Wir waren insgesamt sieben Gruppen. Bei den Deutschen Meisterschaften 2023 bin ich in allen Kategorien, bei denen ich gestartet bin, ins Finale gekommen. Und dass ich seit 2020 Bundeskader bin, darauf bin ich sehr stolz. Auch, dass ich seitdem die Nationalkleidung tragen darf. Gern erinnere ich mich an das Jahr 2019, als ich meinen ersten Wettkampf in der Altersklasse 12 bis 14 hatte, denn da durfte ich das erste Mal bei den Deutschen Jugendmeisterschaften starten.
Wenn eine Übung im Wettkampf mal nicht so gut läuft, bin ich natürlich erstmal traurig. Wie letztes Jahr, als ich bei zwei Elementen gestürzt bin. Aber dann später schaue ich mir die Übung an und sehe, was ich verbessern muss. Dann übe ich das beim nächsten Training intensiver.
Bei den Olympischen Spielen im Sommer in Paris fiebere ich beim Turnen, beim Turmspringen, beim Kurzstreckenlauf und bei der Rhythmischen Sportgymnastik mit, wenn es im Fernsehen übertragen wird.
Als sportliche Höhepunkte steht als nächstes ein Internationaler Wettkampf in Prag an und im Juni die Deutschen (Jugend-) Meisterschaften in Riesa. Gerade am 14. April habe ich einen erfolgreichen 2. Platz im Einzel bei den Nordrhein-Westfälischen Meisterschaften in Ibbenbüren erturnt. Mein größter sportlicher Traum ist, wenn ich nächstes Jahr in der Kategorie 18+ starten darf, dass ich vielleicht zu einer Europa- oder Weltmeisterschaft mitfahren kann.
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Foto: Juri Reetz