Schauturngruppe des Berliner Turnerbundes
Werner Krüger, damals Lehrwart im Berliner Turnerbund, schreibt in der Festschrift „50 Jahre Berliner Turnerbund“ über die Gründung der „Berliner Elefanten“ – der Schauturngruppe des Berliner Turnerbundes.
Die Elefanten
Schauturngruppe des Berliner Turnerbundes
Von Werner Krüger

Die Schauturngruppe „Die Elefanten“ in Aktion.
Ein weiter Weg wurde zurückgelegt – aus sporadischen Aktionen anläßlich von Turnfesten oder Welt-Gymnaestraden entwickelte sich im Berliner Turnerbund die ständige Institution einer Schauturngruppe. 40 Jahre dauerte dieser Prozeß. Unsere Turnerinnen und Turner stellten stets Kontingente, wenn der Deutsche Turner-Bund zur Teilnahme an Großraumvorführungen aufrief.
Im Jahre 1975 fand dann die Welt-Gymnaestrada in Berlin statt. Besonders unsere Schweizer Turnfreunde erinnerten sich gerne an dieses Weltturnfest, so daß sie als Ausrichter der folgenden Gymnaestrada 1982 in Zürich uns als ihre Vorgänger ermutigten, mit einem eigenen Berliner Beitrag aufzutreten. Günter Langrock, zu dieser Zeit BTB-Lehrwart, gewann für dieses Unterfangen junge Übungsleiterinnen und Übungsleiter als Lehrteam (Karin Finkheiser-Hampel, Doris Meier, Bernd Curt, Werner Krüger), mit denen er die Lehrvorführung Volkstümliches Turnen an Barren und Stufenbarren entwickelte. Die Gruppe bestand aus 32 Jugendturnerinnen und Jugendturnern sowie Übungsleiterinnen und Übungsleitern, die moderne Formen des breitensportlichen Gerätturnens demonstrierten.
Die internationale und nationale Anerkennung, die die Darbietung erfuhr, führte dazu, daß der Deutsche Turner-Bund und die Deutsche Turnerjugend den Berliner Turnerbund beauftragten, für die nächste Gymnaestrada 1987 in Heming den offiziellen Beitrag des DTB zum rhythmischen Gerätturnen zu leisten. Michael Grabitz als verantwortlicher Lehrwart vertraute wieder dem bewährten Lehrteam. Gemeinsam entwickelten sie das Thema Balancieren und Springen an Balken, Bänken, Kästen und am Boden. Mit Peter Sandmann als Schlagzeuger wurde der rhythmische Charakter des vielseitigen Turnens an und mit Geräten besonders deutlich dargestellt. Die Bereiche Gerätturnen, Akrobatik, Gymnastik und Tanz konnten geschickt zu einer Einheit verknüpft werden. Das fachkundige Publikum und die Herninger Presse waren beeindruckt.
Auch zum Deutschen Turnfest 1990 in Dortmund und Bochum sowie zur Welt-Gymnaestrada 1991 nach Amsterdam wurde der Berliner Turnerbund eingeladen und mit einer Vorführung zum Gruppenturnen beauftragt. Lehrwart Werner Krüger gewann wiederum Doris Meier und Bernd Curt, dazu aus dem bisherigen Teilnehmerkreis Manfred Brühl als Lehrteam. Aus vier Stufenbarren fügten sie ein Barrenachteck zusammen, bliesen Riesenluftballons auf, setzten ein 250m² großes Tuch und Minitramps ein. Unter dem Titel Attention – High tension brannte ein Feuerwerk an Bewegungs- und Gestaltungsideen ab. Höhepunkt war der Auftritt in der Amsterdam-Gala, der Show der bemerkenswertesten Darbietungen.
Einer der Musiktitel hieß Elefantasia, das Turnen am und mit dem Barrenachteck erinnerte wegen der nötigen Präzision der Akzente und Laufwege an eine Maschine – der Titel Elefantenmaschine war geboren. Die Gruppe erhielt Einladungen zu Schauauftritten in ganz Deutschland und darüber hinaus – sie hatte den Durchbruch geschafft.
Die Gruppe beschloß zusammenzubleiben. Die Darbietungen wurden gezielter auf die Schauinteressen der Zuschauer abgestimmt, der Lehrcharakter für das Fachpublikum trat in den Hintergrund. 1994 zum Deutschen Turnfest in Hamburg entstand die Mondlandung, eine Schwarzlicht-Illusion in vermeintlicher Schwerelosigkeit. LKW-Schläuche oder Taschenlampen bildeten Bewegungsanlässe für weitere Choreographien. Aus einzelnen Barrenholmen entwickelte sich 1492, die Entdeckung Amerikas mit turnerisch akrobatisch-pantomimischen Mitteln.
Die Baltischen Spiele 1994 in Malmö und die Welt Gymnaestrada 1995 in Berlin waren die nächsten offiziellen Stationen. 1996 und 1997 traten die Elefanten auf der niedersächsischen Tournee Feuerwerk der Turnkunst auf. Im Sommer 97 weilte die Gruppe zu einer Tournee am Genfer See und im August desselben Jahres vergrößerte der Live-Auftritt in der Fernseh-Show Geld oder Liebe den Bekanntheitsgrad der Schauturngruppe des Berliner Turnerbundes sprunghaft.
Regelmäßig wurde die Gruppe zu den Turnfestgalas des Deutschen Turner-Bundes eingeladen – so wieder beim Deutschen Turnfest in München 1998. Auch bei Polizeischauen oder Sportlerehrungen waren und sind die Elefanten gern gesehene Gäste. Bei Jugend trainiert für Olympia sind sie fester Bestandteil des Showprogramms der Siegerehrungen.
Im Jahr vor dem Jubiläum des Berliner Turnerbundes reiste die Gruppe wieder ins Ausland, zur Welt-Gymnaestrada 1999 nach Göteborg. Sie zeigte eine Pantomime von Schachfiguren, anschließend wurde an Barrenholmen geturnt. Aus den Quadraten des Schachbrettes und den Holmen entstanden hohe Klettertürme, die zu vielfältigen turnerisch-akrobatischen Aktionen Anlaß boten. Der internationale Erfolg war überwältigend. Höchstes Lob erntete die Gruppe z.B. von Prof. Dr. Jürgen Dieckert, dem DTB-Präsidenten. überall in Göteborg, wo Mitglieder der Elefanten in ihren T-Shirts sich zu erkennen gaben, beglückwünschte man sie zu ihrem Auftritt oder umarmte sie sogar überschwenglich.
Manfred Brühl, dem Leiter der Gruppe, und Bernd Curt, der weiterhin als Choreograph zur Verfügung steht, gebühren Dank für ihre beinahe 20jährige Arbeit in und mit Schauturngruppen des Berliner Turnerbundes.
Turnerische Gruppenarbeit ist gemeinschaftsbildend: Unzählige Übungsleiter und spätere Führungskräfte des Berliner Turnerbundes und seiner Vereine waren oder sind noch immer Elefanten.
Turnerische Gruppenarbeit fördert die Entwicklung unserer Sportart: Gruppenturnen, gepaart mit Fan tasie und Kreativität, lotet die unendlichen Möglich keiten des Bewegens an und mit Geräten aus.
Turnerische Gruppenarbeit ist außerordentlich werbe wirksam: Der Unterhaltungswert des Turnens steht im Zentrum der Schauturngruppe. Hier gewinnen Brei tensportler internationales Ansehen – und der sie ent sendende Berliner Turnerbund gleich mit.
Externe Links zum Artikel:
» Website "Berliner Elefanten"
» Artikel in BewegtBerlin 1/2020: Manfred Brühl
» Artikel in BewegtBerlin 2/2023: "Die Elefanten" bei der Welt-Gymnaestrada in Amsterdam
Weitere Quellenangaben / Informationen zum Artikel:
Quelle: Festschrift "50 Jahre Berliner Turnerbund"